Was bedeutet Herkunft?

Schreibworkshop mit der Autorin Dilek Güngör am Scheffold-Gymnasium

Als Dilek Güngor Mitte September zum ersten Mal in ihrer Rolle als prominente Patin für das Projekt „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“ das Scheffold-Gymnasium besuchte, versprach sie den Schülerinnen und Schüler „das Projekt mit Leben zu füllen“. Dass die in Straßdorf geborene Autorin türkischer Herkunft, die mittlerweile in Berlin lebt und als Kolumnistin für die Berliner Zeitung und Schriftstellerin erfolgreich ist, ihr Wissen und ihre Erfahrung gerne teilt, bewies sie vergangene Woche mit ihrem Schreibworkshop am Scheffold-Gymnasium. Katharina Kollmann und Madlen Kurt, beide Schülerinnen der Jahrgangstufe 1 und Teilnehmerinnen des Workshops, berichten:

Woher kommst du? Diese Frage hat vermutlich schon jeder mindestens einmal in seinem Leben beantwortet. Damit, was hinter unserer geographischen Herkunft steckt, befassen wir uns allerdings nur selten. Das sollte im ersten Schreibworkshop mit unserer Schulpatin Dilek Güngör, der am Donnerstag, den 20. Oktober stattfand, geändert werden. Ganz unter dem Motto unseres Schulprojekts „Schule mit Courage“, beschäftigten wir uns mit dem Thema Herkunft. Nachdem sich die Autorin und Journalistin uns Schülern vorgestellt und ihre Freude über unser zahlreiches Erscheinen „bei dem doch so abstrakten Thema Herkunft“ kundgetan hatte, legten wir auch schon los. Das Ziel des Tages war es nicht, so viel Text wie möglich zu produzieren, sondern sich mit der Herkunft zu beschäftigen und letztlich zu versuchen sich dem Thema schriftlich anzunähern. Deshalb begannen wir mit einem Brainstorming, bei dem die Ideen nur so sprudelten. Die Herkunft wurde dabei mit Essen, Traditionen, Migration, Zuhause und auch Identität in Verbindung gebracht, um nur einige der Beispiele zu nennen. Dabei kamen häufig gestellte Fragen zum Thema, wie beispielsweise das Erkundigen nach der Staatsangehörigkeit oder auch die Frage „Woher kommst du eigentlich?“ auf. Nachdem wir uns so aufgewärmt und in einen kreativen Fluss gebracht hatten, begannen wir mit dem eigentlichen Grund des Workshops, dem Schreiben. Die Aufgabenstellung ließ uns viel Freiheit, denn die einzige Vorgabe war es zu einem der Themen des Brainstormings eine kleine Anekdote, ausgedachte Erzählung oder auch einen Text in einer anderen Form unserer Wahl zu verfassen. Dabei heraus kamen ganz verschiedene Texte, von denen wir euch im Folgenden ein besonders gelungenes Exemplar präsentieren möchten.

„Hey, kommst du heute mit uns ins Kino?“ fragen mich meine Freunde während der Pause. Ich lehne mal wieder ab, mit der Begründung, dass ich noch zu Hause helfen muss. Meine Freunde sind genervt und gehen mit einem Schulterzucken weg. Ich frage mich ob es an mir liegt. Warum sind sie jetzt genervt? Bei mir ist das eben so. Wir sind eine große Familie wo jeder mithelfen muss. Kurz darauf gehe ich wieder in die Klasse und setze mich an meinen Platz. Wir bekommen eine Klassenarbeit zurück. Ich habe eine 2+, oh man, das gibt bestimmt Ärger. Doch dann kommt schon Lisa und bringt mich aus meinen Gedanken. „Hey, wow, du hast eine 2+, dafür würde ich alles tun. Ich habe mal wieder eine 4+. Naja egal“, sagt sie. Was? Es ist ihr egal, dass sie eine 4+ hat, ihre ganze Zukunft hängt davon ab! Stattdessen sage ich, dass es doch nicht schlimm ist. Aber im Kopf bin ich noch immer bei meiner äußerst schlechten Note. Als ich vor meiner Haustür angekommen bin, sehe ich meine Freunde lachend mit Popcorn in der Hand mir zuwinken, ich winke zurück und öffne zögernd die Haustür. Meine Mutter wartet schon mit dem Essen auf mich. Ich wasche mir die Hände und stelle meinen Rucksack ab.”
(Lorena, Klasse 8c)

Der Tag mit Dilek Güngör war außerordentlich lehrreich und interessant, aber vor allem auch inspirierend, denn die eigene Herkunft ist für viele nicht nur positiv geprägt. Beim Ausleben dieser ist man nämlich oftmals mit Diskriminierung und Argwohn konfrontiert. Über diese nicht immer positive Erfahrungen zu schreiben und sie uns ins Bewusstsein zu rufen, gab uns viel Kraft und Mut. Der Workshop half uns nicht nur unsere Schreibkünste zu optimieren, sondern auch den abstrakten und wirklich bedeutsamen Begriff „Herkunft“ zu verstehen und aus einer neuen, ganz anderen Perspektive zu betrachten.

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