Viele Stimmen gegen das Vergessen

Scheffold-Schüler lesen Texte jüdischer Literaten und hören der KZ-Überlebenden Eva Erben zu

Der 27. Januar ist ein besonderer Tag: 1996 rief ihn der damalige Bundespräsident Roman Herzog zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ ins Leben. Verbunden mit dem Ziel, dass es gegenüber Menschen, die den rassistischen Kategorien der Nationalsozialisten zum Opfer fielen, nie mehr zu so einem Unrecht kommen sollte, wie in den Jahren 1939-1945.

Am Scheffold-Gymnasium beging man diesen Tag mit zwei Veranstaltungen: In der Schule luden die Oberstufenschüler der Deutschkurse von Bernd Gockel und Christina Schubert die Schüler der Klassen 10-12 zu verschiedenen Lesungen ein. „Stimmen aus dem Feuer – Literatur gegen das Vergessen“, nannten sie ihr Projekt, in dem die Vorleser Stimmen von Anna Seghers, Victor Klemperer, Josef Roth oder Anne Frank wieder lebendig werden ließen. „Victor (Anmerk.: Victor Klemperer) war sehr ängstlich um sich und sein Leben, das hat ihn in den Büchern sehr verletzlich gemacht. Es war etwas anderes, darüber zu lesen, wenn es um jemanden geht, der es selber erlebt hat und damit seine Gefühle verarbeitet. Es ist wichtig, dass man an die Opfer erinnert, damit so etwas nicht mehr passiert“, ist sich Jette sicher, die sich mit Victor Klemperes Tagebüchern auseinandergesetzt hat.

Mara aus der J1 freut sich, „dass so viele bei mir und Mico waren und uns zugehört haben.“ Die beiden haben aus dem Tagebuch der Anne Frank gelesen und sind sich einig: „Es ist wichtig, dass es Gedenktage für die Opfer gibt. Vor allem in Deutschland.“

Davon konnten sich die Schülerinnen und Schüler des Seminarkurses „Israel“ der Jahrgangsstufe 1 live überzeugen. Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Michelle Michaux und Julia Helming fuhren sie nach Stuttgart. In der Liederhalle erzählte die 92-jährige Holocaust- Überlebende Eva Erben aus ihrem Leben, an ihrer Seite Günther Jauch, der sie interviewte. Laura aus dem Seminarkurs schildert ihre Eindrücke: „Der 27.1. war für mich unglaublich. Natürlich kennt man die Geschichte der Ausgrenzung und systematischen Verfolgung der Juden im NS-Regime, aber es von einer Zeitzeugin zu erfahren, ist doch etwas, was ich nie vergessen werde. Was Eva Erben durchgemacht hat, sollte kein Mensch jemals durchmachen müssen, egal, welche „Rasse“, welche Hautfarbe, welches Geschlecht, welche Sexualität, welche Religion. Eva Erbens Geschichte lebt in allen Anwesenden weiter oder wie sie sagte: wir sind nun all selber Zeugen der Nationalsozialisten.

Ich fand es sehr wichtig, etwas zu dem Holocaust-Gedenktag zu machen, weil es wichtig ist, nie zu vergessen, was geschah. Wenn etwas vergessen wird, steigt die Chance, dass es wieder passiert. Wir können nichts an der Vergangenheit verändern, aber wir können die Zukunft so gestalten, dass solcher Hass nie wieder Platz findet. Und meiner Meinung nach müssen wir jetzt schon handeln und Hass gegen Minderheiten verhindern. Eva Erben meinte, dass die Ideologie der Nazis nur Platz fand, weil alle zu sehr Angst hatten und nichts dagegen unternommen haben. Wenn genug Menschen den Mut finden aufzustehen und gegen Hass vorzugehen, können wir es zusammen schaffen, dass der Hass keinen so großen Platz in unserer Gesellschaft finden kann. Wir leben heute und wir bestimmen die Zukunft, also müssen wir heute handeln.

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