„Talkshows sind die politische Version von „Deutschland sucht den Superstar‘“

Der Landtagsabgeordnete Tim Bückner besucht das Scheffold-Gymnasium

Am 9.Juni findet in Deutschland die Europa-Wahl statt, bei der Jugendliche ab 16 wahlberechtigt sind. Ein Grund für Schulleiter Bernd Gockel, im Rahmen von „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ den Schulpaten und Landtagsabgeordneten Tim Bückner (CDU) ans Scheffold-Gymnasium einzuladen. Für Bückner, der 2003 am Scheffold-Gymnasium Abitur gemacht hat und sich als „Ur-Bettringer“ bezeichnet, ein Heimspiel. 90 Minuten lang stand er den Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 und der Jahrgangsstufe 1 Rede und Antwort.

Zur Begrüßung wies Gockel auf die neuste Studie „Jugend in Deutschland 2024“ hin, der zufolge rund 22% der 14-bis 29-Jährigen die AfD wählen würden, wenn Bundestagswahl wäre. Zum Vergleich: 2022 hatten sich 9% für die AfD ausgesprochen.

„Was halten Sie von der AfD?“ wollte ein Schüler dann auch sofort von Bückner wissen. Seine Antwort erfolgte prompt „Weniger als gar nichts“. Der überzeugte Demokrat machte keinen Hehl daraus, dass die CDU auch zu anderen Parteien in Konkurrenz stehe. Der Unterscheid sei nur: „Es geht immer um einen konstruktiven Streit“. Die AfD ist für ihn außerhalb des demokratischen Spektrums, da sie über ein „menschenverachtendes Gedankengut“ verfüge und spätestens nach zwei Sätzen, egal zu welchem Thema, beginnt gegen Flüchtlinge zu hetzen. Ob er in ihrem Erstarken eine Gefahr für die Demokratie sehe, wurde Bückner im Anschluss gefragt. Auch da gab er sich sicher: „Niemand wird mit der AfD koalieren, sie ist eine reine Oppositionspartei ohne demokratische Streitkultur.“ Gerade in einer Demokratie gehe es darum, um Themen zu streiten, den gesunden Menschenverstand einzuschalten und bei allem „ehrlich“ und „bodenständig“ zu bleiben.

Hört man dem 40-jährigen Bückner zu, der auch wegen seines SPD-nahen Gemeinschaftskundelehrers, mit dem er als Schüler „lebhafte Diskussionen“ geführt und zu dem er auch heute noch ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, den Weg in die CDU gefunden hat, dann spürt man sein großes Bedürfnis, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. „Diskussionen sind am schönsten“, so sein Motto und dass er dies nicht nur als Geschenk, sondern auch als Verpflichtung wahrnimmt, bewies er an diesem Montagmorgen im Musiksaal des Scheffold-Gymnasiums.

Auf die Frage, wie er die wirtschaftliche Abhängigkeit Deutschlands gegenüber Russland und China einschätze, gab der ehemalige Jurastudent verblüffend ehrliche Antworten. Im Nachhinein sei es ein „riesengroßer Fehler“ gewesen, mit Russland Verträge abzuschließen, auch müsse man in Bezug auf China darauf achten, dass Schlüsseltechnologien nicht in falsche Hände geraten. Vom „Zivilisationsbruch“ spricht er, wenn es um den Angriff auf die Ukraine geht und sieht für Putin nur zwei Möglichkeiten: „Entweder ihn trifft der Schlag oder er landet irgendwann in Den Haag vor dem internationalen Gerichtshof.“

Bückner macht sich stark für eine Politik, „die erklärbar ist“, deshalb empfindet er auch Olaf Scholz als „keinen guten Bundeskanzler“, da seine Politik für Verdruss bei der Bevölkerung sorge.

Er selbst erklärt seinem interessierten Publikum geduldig, warum er gegen die Legalisierung von Cannabis ist, was es heißt, in einer Demokratie auch Kompromisse mitzutragen, hinter denen man selbst nicht unbedingt steht, dass er bei der Reaktion seiner Partei auf das Rezo-Video vor fünf Jahren sich am liebsten in den Boden vergraben hätte und warum er die Gender-Debatte für ein „Luxusproblem“ hält. Wahlomate sind für ihn „pure Spielerei“, deren Ergebnis man in Relation sehen müsse. „Mehr Zeitung, keine Talk-Shows“ so seiner Devise, denn Talkshows seien mittlerweile zur politischen Version von DSDS mutiert.

Es waren 90 spannende Minuten, in denen die Schülerinnen und Schüler nicht nur Einblicke in den Alltag eines Politikers bekamen, sondern auch mit ihren vielen Fragen Ernst genommen wurden. Alice Weidel bezeichnet Bückner kompromisslos als „fürchterlich“, während Markus Söder für ihn Kabarett-Qualitäten besitzt. „Er ist ein bunter Hund, ein wilder Vogel, aber insgesamt doch eine sehr beeindruckende Persönlichkeit.“  

Aktuelle News

Archiv