Junge Menschen zu Radarsystemen machen
Der Rapper Ben Salomo hält einen leidenschaftlichen Vortrag zum Thema Antisemitismus am Scheffold-Gymnasium
Bereits zum dritten Mal war der in Berlin lebende Rapper Ben Salomo im Rahmen des Projektes „Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage“ zu Besuch am Scheffold-Gymnasium. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Klassen 9 und 10 diskutierte er nicht nur über Antisemitismus in der deutschen Rap-Szene, sondern sensibilisierte auch anhand vieler Beispiele für den Alltags-Antisemitismus in der Gesellschaft. „Antisemistismus beginnt mit der Sprache“, so Salomo.
Er wirkte dabei etwas angespannter, kämpferischer und leidenschaftlicher als die Jahre davor, das mag der aktuellen Situation geschuldet gewesen sein und die Angst, die bei ihm aufkommt, wenn er auf deutschen Straßen mit dem Ruf „Free Palestine“ konfrontiert wird. „Unfreiwillig“ sei er zum Experten des Themas Antisemitismus geworden, wenn Islamisten, Rechtsradikale, Verschwörungstheoretiker oder Linksextreme unter seinen Liedern Sätze wie „Israel ist meiner Meinung nach ein Terrorstaat“ posten.
In Zusammenarbeit mit der Friedrich Naumann Stiftung will Salomo mit bundesweiten Vorträgen an Schulen seinen Beitrag zu einer offenen, freien und friedlichen Gesellschaft leisten. Dabei ließ Salomo viel Persönliches einfließen. Zum Beispiel, wie er als 11-Jähriger von seinem besten Freund angegriffen wurde, als dieser erfuhr, dass Salomo Jude ist. Oder die Wut, die er spürte, als ein bekannter Manager der Rap-Szene zugab, dass Juden in der Szene einfach keine Chance hätten. Salomo hat die Szene über viele Jahre mitgeprägt und ist mit ihr großgeworden. „Das Rappen war meine Rettung, hier konnte ich meinen eigenen Gefühlen eine Sprache geben, die richtigen Worte finden.“
Obwohl seine Show „Rap am Mittwoch“ am Ende über 420.000 Follower hatte und er über viele Jahre erfolgreich damit seinen Lebensunterhalt bestritt, stieg er 2018 aus Protest aus. Morddrohungen, ein angezündetes Auto sowie gewaltverherrlichende und antisemitische Aussagen wie „geht nicht mehr hin zu dieser Judenveranstaltung“ bewogen ihn zu diesem Schritt. Eine individuelle Form des Widerspruches – „Ich gab meine berufliche Sicherheit auf“, erzählte er am Scheffold, „aber es gab nur diesen Weg.“
Mit diesem klaren Bekenntnis – gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung zu widersprechen – will Salomo seinen Beitrag zu einer offenen, freien und friedlichen Gesellschaft leisten. Und weil er den deutschen Gangstarap mittlerweile für eine gefährliche Musikrichtung hält, dessen Einfluss „vollkommen unterschätzt“ werde, geht er dorthin, wo diese Musikrichtung die meisten Fans hat: In Schulen.
Am Scheffold-Gymnasium zeigt er seinem Publikum Bilder vom Backstage-Bereich des berühmten Southside-Festivals, in der die wichtigsten Leute der Deutschrap-Szene zusammenkommen. Ein sehr einflussreicher Rap-Manager hat sich den Chef der libanesischen Terrororganisation Hisbollah auf seine Hand tätowieren lassen und hält sie wie ein Statement in die Kamera. „Sie sind bereit, Gewalt in die Gesellschaft zu tragen“, ist sich Salomo sicher und formuliert eine Bitte an die Jugendlichen: „Ihr seid die Radarsysteme, an euch liegt es, wie ihr die Zukunft gestalten wollt.“