Mission Frieden

Der Rapper Ben Salomo besucht das Scheffold-Gymnasium

Vor ungefähr einem Jahr besuchte der jüdische Rapper und YouTuber Ben Salomo schon einmal das Scheffold-Gymnasium. Vor Schülerinnen der Mittel- und Oberstufe hielt er damals einen Vortrag zum Thema „Antisemitismus in der deutsche Rap-Szene“. In Zusammenarbeit mit der Friedrich Naumann Stiftung will Salomo mit bundesweiten Vorträgen an Schulen seinen Beitrag zu einer offenen, freien und friedlichen Gesellschaft leisten.

Als Salomo in diesem Jahr im vollbesetzten Musiksaal des Scheffold-Gymnasiums wieder zu Gast ist, ist zwar das Thema des Vortrags dasselbe, inhaltlich ist aber doch alles anders.  

Damals zeigte er seinem jungen Publikum Bilder vom Backstage-Bereich des berühmten Southside-Festivals, in dem die wichtigsten Leute der Deutschrap-Szene zusammenkommen. Ein sehr einflussreicher Rap-Manager hatte sich den Chef der libanesischen Terrororganisation Hisbollah auf seine Hand tätowieren lassen und hielt sie wie ein Statement in die Kamera. „Sie sind bereit, Gewalt in die Gesellschaft zu tragen“, prophezeite Salomo damals, „ihr hört das doch auch“, konfrontierte er die Jugendlichen und formulierte eine Bitte an sie: „Seid meine Influencer. Klärt darüber auf und sorgt dafür, dass die Gesellschaft nicht auseinanderreißt.“

Heute erzählt er von seiner Angst, die ihn seit dem 7. Oktober – dem Tag des brutalen Angriffs der Terrororganisation Hamas auf einen Kibbuz und ein Musikfestival in Israel – in einer Größenordnung begleite, die es „vorher so nicht gab.“ Dass sein Alltag, in dem Antisemitismus schon immer dazu gehört habe, sich radikalisiert habe. So überlegt der in Berlin lebende Rapper, ob er seine Kinder in die Schule bringt oder wegen des erhöhten Sicherheitsrisikos lieber zu Hause lässt. Auf offener Straße spricht er kein Hebräisch mehr und in seinen Träumen begleitet ihn der Aufruf der Hamas, weltweit alle Juden umzubringen.

Die Fragen der Schülerinnen und Schüler zum derzeitigen Nahost-Konflikt beantwortet er ausführlich. Dabei ließ Salomo viel Persönliches einfließen. Zum Beispiel, dass er nach vielen antisemitischen Äußerungen, die er als Kind erlebt hatte, seine Nationalität nicht mehr sagen wollte. „Als Jude wurde ich angepöbelt, als Italiener plötzlich gemocht.“ 

Als Salomo von einer Schülerin gefragt wurde, wie er als Israeli zu den propalästinensischen Demonstrationen stehe, positioniert er sich eindeutig: „Wir müssen mehr über Palästina reden. Die Hamas ist aber eine Terrororganisation, die den Frieden in der Region behindert und dabei die Zivilbevölkerung als Schutzschilder benutzt.“ Wie weit der „Missbrauch an den eigenen Menschen“ gehe, zeigt er an zwei Beispielen: Ein aktuelles Schulbuch aus Schulen im Gazastreifen, in denen Attentäter verherrlicht werden, die sich auf die Fahnen schrieben, alle Juden und Israel zu vernichten. Und ein Video, in denen Schulkinder mit Gewehren Attentate nachspielen. „Die Hamas macht sie zu gebrainwashten Kindersoldaten“, resümiert Salomo. 

Der erfolgreiche Musiker, der acht Jahre auf Youtube die Battle-Rap-Veranstaltung „Rap am Mittwoch“ mit rund 417 000 Abonnenten und über 112 Millionen Views hostete, gab im Mai 2018 das Musikformat wegen der starken antisemitischen Tendenzen in der Deutschrap-Szene auf.

Feindseligkeit bis hin zu Morddrohungen schlugen ihm entgegen, daher entschied er sich für eine individuelle Form des Widerspruches: „Ich gab meine berufliche Sicherheit auf“, erzählt er am Scheffold, „aber es gab nur diesen Weg.“ Aus dieser Erfahrung wuchs sein Engagement gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung zu widersprechen. Dass ihm das in der momentanen Situation einerseits besonders schwerfalle, andererseits noch mehr als sonst am Herzen liegt, macht Salomo im Gespräch mit den Scheffoldianern deutlich. „Wir erleben gerade leider in Israel und auch in der Ukraine, dass der Gedanke, Dialog könne zur Mäßigung antidemokratischer Regimes führen, eher einem westlichen Demokratieverständnis entspricht.“  

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