(K)eine Eins mit Sternchen

Lerncoach Timo Nolle beim dritten Campus Talk im Schulzentrum Strümpfelbach

Prüfungsangst und Lernblockaden, kurz vor knapp alles nochmal durchgehen – und in der Prüfung ist der Kopf wie leergefegt? Viel verständnisvolles Nicken erntete Dr. Timo Nolle, der in Kassel ein Institut für Prüfungs- und Auftrittscoaching leitet, vergangenen Dienstag beim dritten Campus Talk im Schulzentrum Strümpfelbach. Gemeinsam mit Timo Lämmerhirt, Redaktionsleiter der Schwäbischen Zeitung, diskutierte er über die richtigen Lernstrategien und zeigte Wege zu einem erfolgreichen Lernen auf.

Leichtigkeit, Kompetenzerwerb und Motivation sind die drei Grundpfeiler, die nach Nolle zu einem erfolgreichen Lernen führen. Vom Auswendiglernen hält er nur dann was, wenn es wirklich um Kompetenzerwerb gehe. „Das Kompetenzbewusstsein – ich kann was und ich weiß was – ist für Lernende extrem wichtig“, so Nolle. Dazu gehört auch, dass man am Abend vor einer Prüfung entspanne. „Durch den Kompetenzerweb entsteht Leichtigkeit“, weiß der Coach, „wenn ich sicher bin, bin ich schlau. Unter Stress steht das Wissen nicht zur Verfügung“. Macht Angst also dumm? „Das Gehirn schaltet ab“, erklärt Nolle, „Stress oder Angst kann zu Wortfindungsstörungen führen.“ Was also tun, damit es nicht zu dem berühmten „Blackout“ kommt?

„Stress entsteht, wenn man dem Vorgang zu viel Bedeutung beimisst“, so Nolle. Sein Zauberwort heißt „Zuversicht“: Es müsse einen Grund geben, wofür man etwas macht. Deshalb ist eine positive Einstellung zum Lernen für ihn die Voraussetzung für ein erfolgreiches Lernen. „Man braucht eine subjektive Zuversicht. Die Gewissheit, ich schaffe, was ich will.“

Was aber, wenn das eigene Kind gar nicht lernen will?

Im Idealfall sollte Lernen eine lustvolle Beschäftigung sein und Freude machen – nach dem Motto „Denken macht Spaß!“ Leichter ist es natürlich, wenn man sich auf seine Talente konzentrieren kann und seine Kraft in Dinge steckt, die einem Freude bringen. In einem Schulsystem ginge das aber nicht immer: „Lernen ist auch anstrengend“, so seine Überzeugung, „aber es muss ja auch nicht immer eine Eins mit Sternchen sein.“ Nolles Sohn habe schon früh erkannt, dass es zwischen ihm und dem Fach Französisch niemals funken werde. Er lernt genau so viel, dass es ihm am Schuljahresende auf eine 4 reicht. Beide – Vater und Sohn – sind damit völlig zufrieden.

Wer es schafft, Lernen mit Emotionen zu verbinden, lernt leichter. Als Beispiel fragt Nolle sein Publikum, wer von der etwas älteren Generation noch wisse, wo er beim Anschlag auf das World Trade Center im Jahr 2001 gewesen sei und was er gemacht habe. Fast alle Hände gehen in die Höhe. Außerdem misst er dem Visualisieren einen hohen Stellenwert bei, ebenso dem Austausch mit anderen: Lernen durch Lehren, Lernpartner suchen, komplizierte Zusammenhänge zu einem Podcast machen, so lauten seine Ratschläge an Lehrer und Eltern. „Lassen Sie sich von ihrem Kind erklären, wie unser Immunsystem funktioniert“.

Ohne Motivation, diesen Prozess zur guten Leistung zu gestalten, geht es nicht. Nolle weist in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit der intrinsischen Motivation hin. Vom Belohnungssystem – Geld gegen gute Noten – hält er nicht viel „Intrinsische Motivation kann zersetzt werden durch externe Belohnung“, zitiert er aus einer wissenschaftlichen Untersuchung.

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