Geschichte und Musik mal anders

Die Bläserphilharmonie baden-württemberg zu Gast am Scheffold-Gymnasium

Dass Musik und Geschichte bisweilen Hand in Hand gehen können, erfuhren die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8-10 des Scheffold-Gymnasiums vergangenen Mittwoch im Musiksaal ihrer Schule. Die Bläserphilharmonie baden-württemberg unter der Leitung von Toni Scholl gestaltete im Musiksaal ihrer Schule ein hochkarätiges Konzert, dass nicht nur „berührte und bewegte“, wie es auf dem Banner zu lesen war, sondern auch auf unterhaltsame Weise zeigte, wie Geschichte und Musik zusammenhängen können.

Unter dem Motto „Revolution“ arrangierten die 12 Musiker der Bläserphilharmonie einen abwechslungsreichen Streifzug für ihre junge Zuhörerschaft durch die Musikgeschichte. Der begann mit Mozarts Ouvertüren zur „Hochzeit des Figaro“ und „Die Zauberflöte“, die gewissermaßen als Vorbote der Revolution betitelt werden können. Warum? Mozart war es egal, was der Adel dachte, verlegte die Premiere seiner Opern ins Wiener Freihaustheater, um dort auch dem einfachen Volk Zugang zu seinen Werken zu gewähren.

Wenn man an Revolution denkt, darf natürlich die französische Nationalhymne nicht fehlen.  Und so gab das Orchester schmissig die „Marseillaise“ (1792), jenes Lied, das die Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris sangen – und seither als musikalisches Symbol der Freiheit gilt.

Über Beethovens ersten Satz aus der Sinfonie „Eroica“, der seine ursprüngliche Widmung an Napoleon selbst durchstrich, als er von dessen Kaiserkrönung erfuhr, führte der Weg zu Schostakowitsch, der 1937 mit seiner 5.Sinfonie ein musikalisches Zeichen gegen den dort herrschenden Stalin setzen wollte. Ob dieser Schostakowitschs 4.Satz „Allegro non troppo“, der an manchen Stellen etwas zu laut, zu grell, zu martialisch klingt, wirklich als Kritik an seinem Herrschaftsstil wahrgenommen hat oder darin eher eine Verherrlichung Russlands sah, wird wohl für immer Stalins Geheimnis bleiben.

Groovig und beschwingt wiesen die Bläser mit dem Song „Nobody knows the Trouble I’ve seen“ auf die Sklavenhaltung in Amerika hin, zeigten an Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ und Stravinskys „Le Sacre du Printemps“ nochmals Künstler, deren Kompositionen revolutionären Charakter hatten und stellten mit dem „Lied der Badener“ die deutsche Revolution in den musikalischen Fokus.

Dass Freiheit, Demokratie und Menschenrechte bis heute fragil sind und verteidigt werden müssen, machte die Bläserphilharmonie am Beispiel der Hymne „Wind of Change“ der Gruppe Scorpions deutlich: Sänger Klaus Meine komponierte sie kurz vor dem Mauerfall, nach den Eindrücken eines Konzertes in Moskau. Nach dem Fall der Berliner Mauer avancierte die Ballade zur Hymne der friedlichen Revolution zwischen Ost und West. Mit Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine fand die Gruppe aber den Text, der an ein Russland unter Gorbatschow erinnert, nicht mehr zeitgemäß und setzte mit der Änderung ein klares Zeichen für Frieden: „Now listen to my heart/ it says Ukrainia/ Waiting for the wind to change“ heißt es jetzt.

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