Die Chöre des Scheffold-Gymnasiums singen die „Freiheitssinfonie“ von Guido Rennert

Im November 1989 fiel die deutsche Mauer, welche die damalige BRD von der DDR getrennt und aus Berlin zwei Städte mit unterschiedlichen Staatszugehörigkeiten gemacht hatte. Guido Rennert, selbst in der DDR groß geworden, komponierte 2015 anlässlich des 25. Jahrestages zum Fall der Berliner Mauer unter den Eindrücken seiner Kindheit und der Wiedervereinigung ein Werk: „Wir sind das Volk – Eine Freiheitssinfonie“. Er lässt darin die Zuhörerschaft an verschiedenen Etappen der deutsch-deutschen Geschichte musikalisch teilnehmen. 

Für so ein großes und fulminantes Werk braucht es eine besondere Besetzung. Und so lag es nahe, das 50-jährige Jubiläum des Blasmusikverbandes mit über 80 Musikerinnen und Musikern zum Anlass zu nehmen, Rennerts Sinfonie aufzuführen. Der Komponist, selbst Klarinettist im Musikkorps der Bundeswehr, sieht für sein Ausnahmewerk eine große Besetzung vor. Rund 140 Sängerinnen und Sänger standen daher am vergangenen Sonntag auf der Bühne des Stadtgartens. Neben den Scheffold-Chören konnte Leiter Kilian Baur noch seinen Männerchor „Sangesliebe Bronnen“ sowie den Kammerchor des Landesgymnasiums für Hochbegabte (Thomas Schäfer) für dieses Projekt begeistern. 

Es gab elegische, dramatische und poetische Momente in dieser Aufführung. Sie beginnt mit einem zarten Klavierklang, der an die Verletzlichkeit von Freiheit und Frieden erinnern könnte, steigert sich über aufwühlende Akkord- und schnelle Tonfolgen, die für Wut und Ohnmacht gegenüber einem totalitären Regime stehen könnten, zu einem aufrüttelnden Finale, in der die deutsche Nationalhymne erklingt, mit Orchester, Chor und Orgel.  

Anmutig, ergreifend und sehr dynamisch gestalteten die Chöre ihre gesanglichen Parts. Guido Rennert war bei einer Probe selbst anwesend und hat den Schülerinnen und Schülern persönliche Einblicke zum Entstehungsprozess seines Werkes gegeben. „Das hat zum Verständnis des Werkes und für die Interpretation viel beigeträgen“, ist sich Chorleiter Kilian Baur sicher. „Es macht eben einen Unterschied, ob man alles aus Schulbüchern liest oder ob ein echter Mensch vor einem steht, der das alles selbst miterlebt und dann musikalisch verarbeitet hat.“ Besonders für die Versatzstücke einiger Zitate von Ulbricht oder Kennedy sowie Tonzitate der Nationalhymne der DDR und den wiederkehrenden Ruf „Wir sind das Volk“ seien Rennerts Schilderungen bereichernd gewesen.

Eine Aufführung, die mit jedem Takt berührt hat. Dies lag an der eindrucksvollen Interpretation der Chöre ebenso wie am präzisen Musizieren der Bläser Philharmonie Ostalb.  Die stehenden Ovationen und der nicht enden wollende Applaus im ausverkauften Stadtgarten nach dieser Freiheitsinfonie sorgten noch für zwei wunderbare Zugaben, in dem die Scheffoldianer Arya und Leah Seitzinger sowie Moritz Kälin Soloparts hatten: „Joyful“ aus dem Musical „Sister Act“ und „Komm wie zieh‘n in den Frieden“ von Udo Lindenberg.  

 

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